Samstag, 18. November 2023

Die Jahre nach den goldenen

Seit dem Jahr 2019 sind für mich die Jahre des Friedens und des Glücks vorbei und nicht wiedergekommen. Es war der Beginn des Endes einer Ära.

Zwei Krebsdiagnosen, Corona-Pandemie, ein Rezidiv und Tod des kleinen kranken Rüden,  Radiochemotherapie, zweites Rezidiv und Tod der kleinen alten Hündin, unheilbare Erkrankung, jetzt Immuntherapie und Rentenantrag. Gleichzeitig Angriffe auf die Ukraine und auf Israel, Klimakrise, wachsender Faschismus. 

Auf der Habenseite die unverbrüchliche Liebe und Unterstützung meiner Liebsten, unsere wunderbare neue junge Hündin, viele zugewandte Hundebekanntschaften, Kolleg:innen,  Nachbar:innen, dass wir nicht im Mangel leben, eine schöne Wohnung haben und gute Versorgung, in Urlaub fahren können. Zwischendrin gibt es immer wieder Zeiten, in denen es mir gut geht, ich etwas unternehmen und mich bewegen kann. 

Aber oft geht eben sehr wenig, eine kleine Hunderunde, fünf Minuten Gymnastik, dann wieder völlige Erschöpfung und Müdigkeit, erst am Abend kann ich eventuell wieder etwas kochen oder noch einmal zu einer Minirunde mit in den Park gehen. Oft habe ich keinen Appetit und/oder mir ist schlecht, mein Bein tut weh oder mein Bauch, ich habe Angst, bin niedergeschlagen, bin traurig. 

Meine Frau ist überlastet, sie arbeitet Vollzeit an einer Schule, sie erledigt alle Haushaltsdinge und Hunderunden, die ich nicht schaffe, will aber trotzdem keine Unterstützung ("keine Fremden in der Wohnung ", "ich geb meinen Hund nicht zu anderen " usw.) und möchte keine Arbeitszeitverkürzung und kein Sabbatjahr. Tja. 

Ich musste mich arbeitslos bei Arbeitsunfähigkeit melden und einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente einreichen und die ganze Bürokratie hat mich sehr gestresst. Gott sei Dank hatte ich von  der Krebsberatungsstelle eine Rentenberaterin empfohlen bekommen, die mir unglaublich schnell, fachkundig und empathisch geholfen hat. Die Krebsberatung ist überhaupt eine sehr gute Anlaufstelle, ich konnte dadurch OTT (onkologische Trainingstherapie) und Qi Gong machen, alles kostenlos und wirklich sehr gut. Leider bin ich im Moment zu schwach, um dort hinzugehen. 

Wir machen Pläne, versuchen,  Linien in die Zukunft zu ziehen, haben ein neues Lastenrad, Urlaub gebucht,  vielleicht kaufe ich mir noch ein Ebike. Aber natürlich ist ein zweiter Hund utopisch, und ich habe eine Reiserücktrittsversicherung abgeschlossen. 

Mir ist mittlerweile klar geworden, was die vielen guten Wünsche für "viel Kraft " bedeuten,  am Anfang habe ich das gar nicht verstanden. Die Krankheit und ihre Begleiterscheinungen, die Kollateralschäden, zermürben. 


Donnerstag, 3. August 2023

Ferien im Hochsauerland

 Ein Haus am Waldrand, recht steile Auf- und Abstiege, bei heißem Sommerwetter? Anfangs dachte ich, wie blöd war es eigentlich, so einen Urlaub zu buchen, in meinem Zustand. Wie sich herausstellte, war es eine Goldidee. Wir sind jeden Tag vom Haus aus losgewandert, abends hatte ich über 16000 Schritte auf der Uhr. Die Luft war dünn, klar und kühler als erwartet, die Stille und Dunkelheit nachts grandios. Andere Häuser mit freilaufenden Tieren um uns herum, praktisch keine Autos. In der Umgebung (und in unserem Garten) Walderdbeeren und Himbeeren, Blumen, die ich zuletzt in der Kindheit oder noch nie gesehen hatte. Rehe, Waldkäuze, Füchse et al.












Sonntag, 18. Juni 2023

In der Rheinaue

 Die Abende sind gerade so wunderschön, gestern haben wir die ersten Glühwürmchen gesehen (leider kein Foto). Wind, feuchte Kühle aus den Wiesen, Heu- und Blütendüfte, Wellenschlagen des Flusses, wenn große Schiffe vorbei ziehen - diese Dinge lassen sich mit Bildern nicht einfangen.







Montag, 12. Juni 2023

Junisommer

 Der schwarze Tag neulich ging auch vorbei, es geht mir besser, die wunderschönen Junisommerabende am Rhein erfüllen mich mit Bildern und Düften und Wind auf meiner Haut. 

Im Hof sind neuerdings auch ein Eichelhäher (morgens um sieben) und ein Käuzchen (nachts), neben den üblichen Amseln, diversen Meisen, Grünfinken, Drosseln, Tauben und Buntspechten. Die Rotkehlchen lassen sich nicht mehr blicken seit dem Jungvogeldesaster. Ob Rotkehlchen wohl trauern? Vielleicht wenden sie sich einfach anderen Dingen zu, leben im Augenblick und für die unmittelbare Zukunft. 

Die Nächte sind wieder heiß, tropisch, wir werden unseren Sommervorhang für das Schlafzimmerfenster, bestehend aus einem grünen Bettlaken, aktivieren. 

Das Larachen frisst heute nicht, vielleicht ist es die Hitze. Noch zehn Tage bis zu den Sommerferien. 

Freitag, 9. Juni 2023

Ich wünschte...

 Mein Krebs ist nicht mehr heilbar. Mein Körper hat unter den Behandlungen gelitten und leidet noch. Meine Seele ist voller Trauer, Angst und Schmerz. Was ist zurzeit wichtiger,  den Blutdruck zu senken oder die Leberwerte? Wie schlimm ist es,  das Antihormon abzusetzen, um den Stoffwechsel nicht weiter zu belasten?  Magnesium hilft gegen die Muskelkrämpfe, Ingwer gegen die Übelkeit. Gegen den Krebs hilft nichts. 

Manchmal fühlt es sich nur an wie das Warten auf den nächsten Tumor. Ich weiß, dass ich das meiner psychischen Gesundheit und meiner Lebensqualität zuliebe stoppen muss, dieses Gefühl, diese Angst vor der Zukunft, von der doch niemand wissen kann, wie sie aussehen wird. Was zählt,  ist das Jetzt. Nur, wenn die Tränen fließen, ist gerade keine Zuversicht mehr da. Und meine Energie ist so begrenzt, dass ich die schönen Dinge oft nicht mehr schaffe und das macht mich fertig. 

Ich wünschte, ich könnte auf ein Wunder hoffen. 

Ich wünschte, ich könnte einfach die Zeit genießen, die ich habe. 

Ich wünschte, ich könnte mit meinem Krötlein steinalt werden, so, wie ich es immer gehofft und gedacht habe. 

Ich wünschte, meine Liebsten müssten dies nicht erleben. 

Samstag, 6. Mai 2023

Eine neue Zeit

 Am Donnerstag und Freitag habe ich mit der Immuntherapie begonnen, mit Sorge (wegen möglicher Nebenwirkungen) und Hoffnung (wegen neuer Chance). Nebenwirkungen sind bisher nicht aufgetreten, aber es ist eine Langzeittherapie, man weiß es  nicht. 

Eigentlich steht es fest, dass ich nicht mehr berufstätig sein kann und werde, trotzdem habe ich es noch nicht über mich gebracht, die Schulleitung zu informieren und mich um den Rentenantrag zu kümmern, ich schiebe es auf. 

Ich war in der alten Heimat, das Mütterlein besuchen, und wir waren offener zueinander als je zuvor. Auch vom Kröterich hatte ich bereits vorher als Gipfelpunkt eines Streits die größten Ängste erfahren. Es erleichtert und hat uns näher zusammengebracht. 



Mein liebes altes Terriermädchen hat die zweite Librelaspritze bekommen, sie hat noch schneller und besser gewirkt als die erste, ich bin sehr froh und dankbar darüber. 

Ansonsten bin ich mit meinem neuen Hollandrad gefahren und habe Dinge eingekauft und transportiert, ich habe meine eigene Wäsche gewaschen und getrocknet (zum ersten Mal seit ca. 30 Jahren), ich habe angefangen, mein Büro zu entrümpeln und neu zu gestalten. Vielleicht hat mein neues Leben ja schon begonnen, quasi ohne dass ich es bemerkt hätte. 


Freitag, 14. April 2023

Perfekter Tag

 Gestern war unser letzter Urlaubstag in Zeeland, und er war so traumhaft schön, wie ich es mir nicht hätte vorstellen können. Das Wetter war sonnig und sehr windig, das Meer grünblau mit Schaumkronen, am Strand nur wenige sehr nette Hundeleute, das Gretchen lief und spielte, das 16-jährige Lärchen lief, rannte und hüpfte, wir alle vier haben es aus eigener Kraft bis zum Aloha Beach geschafft (!) und - er hatte noch auf und wir saßen auf der Terrasse und aßen Pommes und tranken Heineken mit 0 Prozent. Gretchen fühlte sich wie zuhause, hatte überhaupt keine Angst vor Menschen und Hunden und hat am Schluss sogar einem aufdringlichen Rüden richtig eingeheizt (endlich mal).

Auf dem Rückweg am Strand hatten wir einen wunderschönen Sonnenuntergang und rosa Wolken am Himmel. 

Vor sieben Tagen hatte ich nicht geglaubt, dass ich soweit gehen kann, dass das Lärchen soweit würde gehen können, dass wir tatsächlich im Aloha ankommen und dort auch noch reingelassen würden. 

Es war ein absolut perfekter Tag. 






Freitag, 10. März 2023

In Tears

 Diesmal gab es leider einen Befund. Am Montag gehe ich ins Krankenhaus. 

Freitag, 24. Februar 2023

Drittes CT

 Besser und schlechter gleichzeitig gelaufen: Das Trinken von einem Liter Kontrastmittel ist abgeschafft worden (hurra), es ist gelungen, einen Zugang im Unterarm statt im Handrücken zu legen (schon beim zweiten Stechen).

Allerdings war mir danach den ganzen Tag und Abend schlecht, heute ist es etwas besser, aber nicht vorbei, und ich hatte erstmals Kopfschmerzen (ein weiterer Grund, die Kopf- und Hals -CTs in Zukunft wegzulassen.).

Den Befund gibt's wie immer erst nächste Woche, dann kann ich eventuell Pläne für die Zukunft machen. 

Montag, 6. Februar 2023

Struggle (sometimes the burden is heavy)

 Jeder Tag ist ein Kampf, ich habe den Countrysong von Linda Ronstadt im Kopf: "Trouble, i have known  trouble, in my struggle, just to get by". Meine Ruhestunde auf dem Sofa, die ich mit Mühe als regelmäßige Pause im Tag eingeführt habe, wurde ständig unterbrochen. Rufen von oben,  Hundestups, permanentes Herumtapern inklusive Fallen über einen leeren Napf des sehr alten Hundes, irgendwann habe ich aufgegeben. Doch wieder mit allen raus, doch wieder dies, das. Die Spülmaschine brummt laut und wird aufgeschraubt, danach brummt sie leiser, wir bestellen eine neue Ablaufpumpe. Abends am Rhein wälzt sich dann Grete in so üblem Unrat, dass wir mit offenen Fenstern nach Hause fahren müssen und sie im Hof mit Kräutershampoo waschen. Danach muss ja noch das alte Lärchen in den Park, das schon die ganze Zeit gewartet hat. Die Kröte geht,  ich mache Küchendinge, danach gibt es Streit, wir können beide nicht mehr und haben keine Zeit mehr, ein richtiges Essen zu kochen. Streit ist das Schlimmste. 

Glücklicherweise vertragen wir uns schließlich wieder, essen Reste und gucken noch eine Folge Orville. 

Freitag, 3. Februar 2023

Inhaltswarnung

 In diesem Blog stehen die unschönen, schrecklichen, traurigen Sachen. Nicht ausschließlich, aber überwiegend. Es ist keine unterhaltsame Lektüre. 

Mittwoch, 1. Februar 2023

Jeden Tag

Seit einigen Tagen bin ich erkältet, Husten, Bronchitis, Kurzreisepläne in die alte Heimat sind gestrichen. Mir ist aufgefallen, dass ich gar keine Lust habe, auf Mastodon zu posten (oder auch zu bloggen), weil ich immer nur mehr oder weniger das Gleiche schreiben kann. Entweder bin ich krank, habe Arzttermine oder bin, wenn alles gut läuft, im Park und am Rhein. 

Vieles ist zu privat, um es zu veröffentlichen. 

Heute Nacht hatte ich Alpträume, unterbrochen von Husten. Mein Lebensgefährte (!) und ich wollten uns umbringen, weil eine*r von uns krank war. Meine allgegenwärtige Angst zeigt sich jetzt in meinen Träumen. 

Unser beider Leben ist so anstrengend geworden. 

Wie leicht war es früher mal. 



Mittwoch, 25. Januar 2023

Gentest

 Das liebe Bräckchen ist gar keins? Anteile vom deutschen Schäferhund, okay, aber Kaukasischer Owtscharka? Spuren von Rottweiler und sibirischem Laika kann ich schon eher nachvollziehen, aber ein riesiger, buschiger Herdenschutzhund? Unser glatthaarig glänzendes, eher etwas ängstliches mittelgroßes 25 kg Gretchen? 


Klar,  Phänotyp ist nicht Genotyp, aber das ist schon krass.